Roland ist Asperger Autist. Er lebt in seiner eigenen Welt, tut und sagt mitunter Dinge, die für andere Menschen schwer nachvollziehbar sind. Klare Strukturen helfen ihm, tagtäglich zurecht zu kommen. Seine Beeinträchtigung, die von weiteren Krankheitsbildern begleitet wird, bildete sich mit dem Erwachsenwerden immer deutlicher heraus. Seinen Eltern war klar, dass sie eine Lösung schaffen müssen, damit Roland auch nach ihrem Tod betreut wird, ohne abgeschoben zu werden wie ein „vergessenes Kind“. Die Idee der Stiftungsgründung keimte. Der Ewigkeitsgedanke. Die Stiftung würde dafür sorgen, dass Roland bis an sein eigenes Lebensende persönlich, medizinisch und finanziell versorgt ist. Die formale Gründung der Stiftung mit der Anerkennung durch das Regierungspräsidium Darmstadt erfolgte 2010.
Das zur Verfügung stehende Vermögen und viele Unterstützer der Roland Stiftung ermöglichten, in größeren Dimensionen zu denken. Bis zu 30 beeinträchtigte Personen, Roland inklusive, sollten unter dem Dach der Stiftung Wohnraum und Betreuung finden. So startete die Suche nach einer geeigneten Immobilie. Dass sich diese bis 2017 hinziehen würde, ahnte zu diesem Zeitpunkt niemand. Ebensowenig rechnete das Stiftungsteam mit Hindernissen wie beispielsweise einer Kirchengemeinde, die „solche Menschen“ nicht in ihrer Nachbarschaft wissen wollte und deshalb die Roland Stiftung als Käufer einer Immobilie ablehnte. Eine ehemalige Grundschule im Taunus kam nicht in Frage, weil die Stifter eine Destination zentral in der Mitte der Gesellschaft wünschten. Mögliche Interessenskonflikte mit einer bestehenden Gastronomie waren ebenfalls ein Grund, weshalb ein Objekt aus der Liste gestrichen wurde. Viele Immobilien waren aus verschiedenen Gründen schlicht nicht geeignet (Bausubstanz, Schnitt der Immobilie oder des Grundstücks, Kapitalbedarf, fehlender Entscheidungswille von Verkäufern u.a.m.).
Allerdings öffneten sich der Stiftung auch Türen, die anderen Investoren verschlossen geblieben wären, indem z.B. Kommunen dem Projekt positiv gegenüber standen und zu Zugeständnissen bereit waren – und es bis heute sind.
Parallel zu zahlreichen Besichtigungen und Gesprächen präsentierte sich die Stiftung 2012 auf dem Bad Sodener Weihnachtsmarkt mit einem Stand, veranstaltete gemeinsam mit dem Main-Taunus-Keis 2013 den „1. Stiftungstag MTK“ und initiierte einen „Runden Tisch“ zum regelmäßigen Austausch mit weiteren Stiftungen, Fachleuten rund um das Thema Autismus und speziell Asperger-Autismus sowie Betroffenen, meist Familienmitgliedern von beeinträchtigten Personen. Entsprechende Fortbildungen stehen ebenfalls auf der Tagesordnung.
2016 gab ein Bad Sodener Immobilienmakler den entscheidenden Tipp für ein passendes Grundstück. Er unterstützte das Stiftungsteam nach dem Kauf durch eine Spende seiner Vermittlungsprovision. Dies sollte erst der Anfang einer bemerkenswerten Entstehung des Stiftungshauses sein. Von der Planung über den Abriss der Bestandsimmobilie und den kompletten Neubau erfuhr das Stiftungsteam ein geradezu rührendes Engagement zahlreicher Beteiligter. Sämtliche Handwerker waren vom Architekten und Bauleiter handverlesen. Alle zeigten ein offenes Ohr für die speziellen Bedürfnisse der späteren Bewohner und richteten ihre Tätigkeiten darauf aus: Da viele Autisten starke Strukturen brauchen, bringen sie Dinge wie ungerade Linien, fehlende Balance oder unharmonische Optik aus ihrem inneren Gleichgewicht. Die Handwerker überzeugten nicht nur durch zügige, gewissenhafte Arbeiten, sondern auch durch Gesten wie gespendete Baumaterialien. Nach knapp zwei Jahren Bauzeit konnte das Stiftungshaus ab Sommer 2019 nach und nach bezogen werden.
Seitdem wächst die Stiftung langsam, aber stetig: vom 2020 ins Leben gerufene Netzwerk „Von Stiftung zu Stiftung“ über wohlgesonnene Menschen, die die Roland Stiftung und ihre „Schützlinge“ in unterschiedlicher Art unterstützen bis hin zu finanzieller Förderung. Für all diese Entwicklungen sind wir überaus dankbar. Wenn auch Sie Teil der „Stiftungsfamilie“ werden möchten, in welcher Form auch immer, melden Sie sich gerne.
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